Reizdarm ist das, was übrigbleibt, wenn alles andere ausgeschlossen ist? Ja, in gewisser Weise stimmt das. Es leiden etwa 9 – 10 Millionen Menschen in Deutschland darunter, mehr als die Hälfte davon sind Frauen. Die Beschwerden können moderat sein, aber auch zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität führen. Nur jede dritte Betroffene geht zum Arzt, viele Menschen suchen ihren eigenen Umgang damit.
Die Beschwerden sind klar und könnten dennoch auch von anderen Erkrankungen kommen: Völlegefühl, Bauchkrämpfe, Durchfall und Verstopfung, Blähungen, Kopfschmerzen. Auf der psychischen Seite Anspannung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Depression, Angst und Panikattacken.
Beim Gang zum Arzt werden Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa überprüft. Gründliche Anamnese, ein Ultraschall, Blutbild, Tests auf Lebensmittelintoleranzen und Allergien, Stuhldiagnostik und natürlich eine Darmspiegelung gehören zu den wichtigen Untersuchungen.
Sind all die Ergebnisse ohne Befund, dann erst kommt das Reizdarmsyndrom ins Spiel.
Die Ursachenforschung zum Reizdarmsyndrom ist noch nicht abgeschlossen, doch folgende Aspekte sollten immer mit beachtet werden:
- Veränderungen auf der Darm-Hirn-Achse
Sie betreffen sowohl die Schmerzwahrnehmung als auch die Motilität des Darms. Die Reize werden stärker wahrgenommen, Schmerzen intensiver. Darmbewegungen können sich verlangsamen oder beschleunigen, was zu den Durchfällen oder Verstopfungen beiträgt. Patient*innen mit Reizdarm reagieren auf Dehnungsreize im Darm stärker als andere, darum spricht man auch von einer Hypersensitivität durch eine Störung der Koordination zwischen Magen-Darm und zentralem Nervensystem.
- Gestörter Serotoninhaushalt
Serotonin wird zum großen Teil im Darm gebildet und beeinflusst neben der Stimmung auch den Schlafrhythmus und die Schmerzwahrnehmung. Das Serotonin spielt beim Reizdarm eine Schlüsselrolle, und zwar sowohl auf der rein körperlichen Ebene als auch in psychischer Hinsicht.
- Erhöhte Aktivität des Immunsystems in der Darmschleimhaut
Man hat herausgefunden, dass bei Reizdarmpatient*innen die lokale Reaktion des Immunsystems stärker ausfällt und auch die Mastzellaktivität erhöht ist. Diese Reaktion kann durch verschiedene Auslöser getriggert werden. Von einer Allergie im klassischen Sinne kann dennoch nicht gesprochen werden, denn das Geschehen ist lokal auf bestimmte Bereiche im Darm angesiedelt. Inzwischen gibt es eine größer angelegte Studie zur Überprüfung des Einsatzes von Antihistaminika beim Reizdarm: https://www.nature.com/articles/s41586-020-03118-2
- Darmflora in Dysbalance und Leaky Gut
Als naturheilkundlich arbeitende Therapeut*in wissen Sie nur zu gut, dass Darmflora und Leaky Gut wesentliche Faktoren beim Reizdarm sind. Kommen Betroffene in die Praxis, sollte dieser Teil der Diagnostik von Ihrem Labor vorgenommen werden, denn in der Regel veranlassen Hausärzte oder auch Gastroenterologen die gründlichen mikrobiologischen Darmuntersuchungen nicht. Dabei geht es nicht nur um einen Darmfloratest, sondern ebenso um die Bestimmung von Calprotectin, Alpha-1-Antitrypsin, Zonulin und Pankreas Elastase.
- Zurückliegende Infektionen
Auch, wenn die eine Magen-Darm-Infektion schon länger zurückliegt, kann sie dennoch an der Entstehung eines Reizdarms beteiligt sein.
- Medikamente
Natürlich kommen hier Antibiotika ins Spiel. Besonders bei Erkrankungen, die eine lange Antibiotikatherapie erfordern, kann über die generell angegriffene Darmschleimhaut und -Flora ein Reizdarmsyndrom entstehen. Aber auch andere Medikamente, zum Beispiel bei Diabetes, die über eine lange Zeit eingenommen werden müssen, können einen Reizdarm fördern.
- Stress
Reizdarmpatient*innen sollten ein gutes Stressmanagement in ihren Alltag integrieren. Stress spielt eine große Rolle, als Ursache und als Verstärker. Beruflich chronisch angespannte Situationen, Mobbing, Existenzsorgen und auch Schwierigkeiten im familiären Zusammenhang führen bei Betroffenen oft zu einer Verschlimmerung der Symptomatik.
So unterstützen Sie Ihre Patient*innen
Reizdarm ist leider bislang nicht heilbar, doch können sich die meisten Betroffenen durchaus eine gute Lebensqualität erarbeiten. Die Grundpfeiler dafür sind:
- Achtsame Ernährung
Zu Beginn steht das Führen eines Ernährungstagebuches, damit Betroffene klar herausfinden, welche Lebensmittel die Trigger sind. Der Reizdarm ist individuell sehr unterschiedlich, allgemeine Ernährungsmaßnahmen sind eher nicht förderlich. Wer weiß, durch welche Lebensmittel die Symptome sich verschlimmern, lässt diese weg. Darüber hinaus hat sich der Ansatz einer FODMAP-Diät bewährt. Hier werden für eine Zeit von sechs bis acht Wochen alle high-FODMAP Lebensmittel gemieden. Anschließend kann vorsichtig geprüft werden, ob einzelne high-FODMAPs wieder vertragen werden.
- Phytotherapeutika
Pfefferminz, Kümmel, Fenchel in allen Variationen: als Tinktur, als Öl, in Kapselform oder als Tee sind diese drei immer ein Versuch wert, die Symptome zu lindern.
- Darmsanierung
Wenn die Darmflora in Balance ist, und ein Leaky Gut ausgeheilt, dann ist die Grundlage für mehr Lebensqualität gelegt. Oft ist es angeraten, Diagnostik und Therapie ein bis zweimal im Jahr zu überprüfen.
- Schnelle Hilfe in belastenden Zeiten
Bei Patient*innen mit starken Blähungen, die sehr schmerzhaft sein können, kann Simeticon Entlastung bringen. Es ist ein Entschäumungsmittel, das die Gasbläschen auflöst. Simeticon wirkt rein physikalisch und hat keine bekannten Nebenwirkungen. In Verbindung mit Bentonit, das zur Entgiftung und zum Abbau überschüssiger Magensäure beiträgt, können Betroffene von nupure reizdarm akut profitieren. Schauen Sie gerne hier:
https://nupureshop.com/collections/medizinprodukte/products/nupure-reizdarm-akut
- Stressbewältigung
Sport, Fitness, Tai-Chi, Yoga, Pilates, Radfahren oder Schwimmen: Bewegung dient dem Stressabbau. Betroffene mit Reizdarm sollten täglich Maßnahmen zur Stressbewältigung in ihren Ablauf einplanen. Zuviel Stress zum Beispiel im beruflichen Umfeld sollte nicht einfach hingenommen werden. Ermutigen Sie Ihre Patient*innen, aktiv Lösungen zu suchen und auch Unterstützung durch Kolleg*innen und Vorgesetzte einzufordern.
Mit Reizdarmsyndrom gut zu leben, ist sicherlich eine Herausforderung. Betroffene kommen nicht drum herum, sehr vieles selbst zu erforschen und in die Hand zu nehmen, vor allem in Sachen Ernährung. Doch mit einer angemessenen Anleitung und einem Gegenüber auf Augenhöhe ist in den meisten Fällen eine gute Lebensqualität zu erreichen.